Zugegeben, die Alexa-Integration mit einem MESH-WLAN, bei der der sprachgesteuerte smarte Lautsprecher Echo von Amazon irritierenderweise die Anmeldeinformationen des Haupt-WLANs abfragt und das Passwort ohne ergänzende Autorisierung per Sprachbefehl weitergibt, gehört sicherlich nicht zu den sinnvollsten Funktionen, den sogenannten Skills, des seit kurzem auch in Deutschland erhältlichen digitalen Assistenten von Amazon. Gleichwohl steht sie aber auch sinnbildlich dafür, dass eben durch die Weiterentwicklung der Sprachsteuerung das Internet der Dinge und die Vernetzung im alltäglichen Bereich noch mehr Fahrt aufnehmen wird. Auf der kürzlich in Las Vergas zu Ende gegangenen Computermesse CES, neben CeBIT, Computex, IFA und dem Mobile World Congress eines der weltweit wichtigsten Ereignisse für die IT-Branche, wurde deutlich, in welchem Ausmaß digitale Assistenten künftig die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine übernehmen werden. Darüber, dass virtuelle Assistenten wie Alexa von Amazon, Google Assistent, Cortana von Microsoft, M von Facebook oder Siri von Apple eine gewisse Rolle spielen werden auf dem neuen Schlachtfeld der Smart-Home-Anwendungen herrscht Einigkeit, jedoch gibt es unterschiedliche Auffassungen, wie groß die Bedeutung der Sprachsteuerung für die Digitalepoche wirklich sein wird. Für manche Zeitgenossen ist die Sprachsteuerung ein Hype, der sich schnell wieder erledigt haben dürfte. Andere erwarten, dass digitale Assistenten oder Chatbots künftig nicht nur in alle möglichen Smart-Home-Komponenten integriert werden und somit praktisch alle Aspekte des Lebens abdecken, sondern dass diese sogar in eine direkte Konkurrenz zu Apps treten werden. Während man Apps zum direkten Öffnen im Messenger immer noch zuerst aus dem App-Universum des Betriebssystem-Anbieters herunterladen und lokal installieren muss, lagern Chatbots – nennen wir sie mal Mini-Programme innerhalb der Chat-Software – nicht auf dem Speicher eines Smartphones, sondern in der Cloud. Angesichts von mehr als als 1,4 Milliarden Nutzern zählen die Messenger-Dienste zu der wichtigsten App-Gattung der jungen Smartphone-Ära, und gerade deshalb bieten Chatbots Entwicklern und Unternehmen ein neues lukratives Geschäftsfeld, Serviceangebote zielgruppengenau über die Messenger Plattform direkt an Kunden zu platzieren. Shaw DuBravac, Chefanalyst des CES-Veranstalters Consumer Technology Association (CTA), spricht im Zusammenhang von Chatbots sogar von einer ähnlich disruptiven Entwicklung wie beim iPhone vor 10 Jahren. Seiner Ansicht nach bietet die Sprachsteuerung nicht nur eine zusätzliche Möglichkeit für Ein- und Ausgaben, sondern wird – wie seinerzeit vor 10 Jahren das iPhone die Taste –die grafische Benutzeroberfläche zukünftig auf breiter Front ablösen und viele Apps den Garaus bedeuten.
Schon jetzt ist Alexa überall – mal taucht sie im Kühlschrank auf, mal wartet sie im Auto. Sie wirft die Spülmaschine an, lässt die Wäsche schleudern, dimmt das Licht in weiser Rücksicht auf ständig steigende Stromkosten und passt – wenn man sie höflichst bittet auch noch darauf auf, dass niemand zu Hause einbricht. Laut Amazon gibt es mittlerweile insgesamt 7.000 Skills, also Integrationen mit Drittanbietern. Ähnlich wie Amazon hat nun auch Google Entwicklern noch vor Jahresende Zugriff auf seinen Google Assistent gegeben und damit den Wettstreit um die kommende, führende Plattform für die vernetzte digitale Welt gestartet. So simple die Aufgaben momentan auch noch sein mögen, so ist es nur eine Frage der Zeit, wann Alexa oder Google Assistent in der Lage sein werden, neben der Fähigkeit Sprache richtig zu erkennen, selbständig Inhalte zu analysieren, mit Informationen zu verknüpfen und für die jeweils gewünschte Aktion eine passende App auszuwählen und entsprechend selbständig zu steuern. Angesichts der von Gartner prognostizierten 200 Milliarden vernetzter Geräte bis zum Jahr 2020 wird die Sprachinteraktion weiter stark an Bedeutung gewinnen. Die Systeme werden immer kleiner und verteilter und in Zukunft wahrscheinlich kein haptisches Interface zur Eingabe mehr benötigen. Ob Sprachinteraktion im Auto, mit dem Fernseher, im Haushalt, beim Sport etc., all das wird in Zukunft »normal« sein. Schon jetzt gibt es neben dem Smartphone die ersten Geräte – wie z.B. die Apple Watch oder aber Amazon Echo – die eine situative Interaktion auf diese Art und Weise ermöglichen. Mit der Weiterentwicklung von digitalen Assistenten in puncto „künstlicher Intelligenz“ entsteht somit ein Interface für die gesamte digitale Sphäre, welches den Siegeszug des Internet der Dinge nicht nur im Konsumerbereich sondern auch in industriellen Anwendungsszenarien weiter vorantreiben wird.
Möglich wird dies durch die eine Kombination vieler Faktoren – die exponentielle Leistungssteigerung der Hardware und der Rechenleistung und der schnelle Datenzugang mittels Cloud-Computing ermöglichen eine effiziente und zielgerichtete Verarbeitung der Sprachdaten. Relevante Antworten auf Basis des in der Cloud gespeicherten umfassenden Nutzerwissens können nun viel präziser, passgenauer und ohne Zeitverzug durch Lernprozesse der technischen Systeme geliefert werden. Der Preisverfall bei Sensorik, die Überwindung des Medienbruchs durch Digitalisierung und die – fast – flächendeckende breitbandige Vernetzung lassen die ursprünglichen Ziele der Forschung zur Künstlichen Intelligenz – die digitale Simulation menschlicher Wissensfähigkeiten – in erreichbare Nähe rücken. Spracherkennung, maschinelle Übersetzung, robotische Assistenten, autonome Systeme, die in toxischen Umgebungen, auf dem Meeresboden oder im Weltall operieren, gemischte Teams aus Menschen und Robotern, die gemeinsam produzieren, aber auch im Bereich der Pflege kooperieren – das sind nur einige Beispiele dafür, welches Potenzial sich auch bei industriellen Anwendungsszenarien bietet.
Künstliche Intelligenz eröffnet uns viele Chancen – aber haben wir die Sicherheitsrisiken auch im Blick?
Wie uns die Geschichte schon mehrfach gezeigt hat, konzentriert man sich bei schnell wachsenden Technologien in aller Regel zunächst darauf, neue Produkte und Services schnellstmöglich auf den Markt zu bringen, um einen möglichst großen betriebswirtschaftlichen Nutzen zu sichern. Aspekte der Sicherheit werden hingegen meist erst in einem zweiten Schritt berücksichtigt. Dass nun auch das Internet der Dinge diesem unglücklichen “Trend” folgt, zeigt sich vor allem daran, dass der Großteil der betreffenden Geräte, Anwendungen und Infrastrukturen nicht mit einem Fokus auf IoT-Sicherheit entwickelt werden und für Hacker daher ein leichtes Opfer darstellen. (Lesen Sie hierzu auch unseren Blog „ Die Digitalisierung macht uns verwundbar..) .
Um es klar zu sagen: Die Sicherheitsbedenken rund um das Internet der Dinge sind nicht nur reine Panikmache, sondern entsprechen größtenteils der Realität. Bislang sind viele IoT-Devices nur unzureichend geschützt. Es ist Hackern oft ein Leichtes, Kontrolle über sie zu erlangen und sie in ihre Botnetze zu integrieren. Sobald intelligente Maschinen und Geräte in Netzwerke und vor allem in kritische Infrastrukturen wie etwa Energiekonzerne, große Produktionsanlagen, Medizintechnik oder den öffentlichen Nachverkehr eingebunden werden und die Kommunikation von „Machine-to-Machine“ immer mehr Anwendung findet, muss auch die Frage nach der Cybersicherheit gestellt werden.
Fazit :
Smarte Geräte sind faszinierend und es ist davon auszugehen, dass diese sehr rasch Einzug sowohl in unser tägliches Leben als auch in industrielle Bereiche halten werden. Die Hersteller sind in der Pflicht schon bei dem Entwicklungsbeginn von Produkten, Services oder Software über Sicherheits- und Datenschutzaspekte nachzudenken. Sicherheit und Datenschutz sollten von Beginn an als Designprinzip Einfluss auf die Entwicklung nehmen, so dass man schnell auf sich ändernde Anforderungen reagieren kann. Produkte, die nach Markteinführung große Sicherheitsrisiken offenbaren, lassen sich nicht nur schwer vermarkten sondern auch kaum nachträglich sicherer machen.