Wie digitale Assistenten unser Leben verändern und künstliche Intelligenz die Mobilität beeinflussen wird
Es ist sieben Uhr morgens – der Wecker spielt unseren Lieblingssong und die Haustechnik hat das Haus bereits angenehm vorgewärmt. Alexa , unser digitaler Assistent, berät uns auf dem Weg ins Bad dank aktueller Wetterdaten bei der Kleiderwahl und aus der Küche steigt der Duft von frischem Kaffee in die Nase, dessen Brühvorgang wir mittels Livetracking auf dem Smartphone selbstverständlich verfolgen können . Und während wir noch den letzten Schluck aus dem Kaffeebecher nehmen, öffnet Alexa das Garagentor und wir müssen nur noch kurz den Wagen von der Ladestation abnabeln, das Fahrziel „Büro“ per Sprachassistenz im Steuerungssystem bestätigen und den Rest macht das Auto alleine. Es lenkt, bremst, beschleunigt, hält an roten Ampeln und rangiert schließlich auf dem Parkplatz sogar selbstständig in die Parklücke. Nur wenn die Lage zu unübersichtlich wird oder eine Entscheidung gefragt ist, ertönt ein Signal und der Fahrer muss kurz von Hand eingreifen. So lange der Verkehr in normalen Bahnen läuft, kommt das Auto auch ohne den Menschen auf dem Fahrersitz zurecht. Eine Zukunftsvision aus irgendeinem billigen Science Fiction Roman? Nein, bis auf den letzten Teil – das selbstfahrende Auto – ist das beschriebene Szenario bereits heute Realität. Und was das Thema „autonomes Fahren“ anbelangt, so sind wir auch bereits heute auf dem besten Wege, dass dies für unsere Kinder zumindest teilweise, beispielsweise auf Autobahnen, die ohne zusätzliche Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger und Fahrräder einfacher kontrollierbar sind, normal sein wird. Diverse Assistenzsysteme wie Abstandsregeltempomaten, die die Distanz zum Vordermann messen und infolge dessen das Fahrzeug bremsen oder beschleunigen oder Spurhalteassistenten, die die Fahrbahnmarkierungen überwachen, gehören jetzt schon vielfach zur serienmäßigen Grundausstattung. Kameras, Sensoren und schnelle Computer im Auto analysieren den Verkehr und erkennen heute schon automatisch, wann die Lücke groß genug ist zum Überholen. All diese bereits in Autos eingesetzten, unterstützenden intelligenten Systeme sollen vor allem einem Zweck dienen: das Autofahren sicherer zu machen.
Künstliche Intelligenz (KI) kann uns in vielerlei Hinsicht eine große Hilfe sein. Computer sind bereits seit Jahrzehnten die besseren Schachspieler und uns mittlerweile in fast allen beliebten Strategiespielen überlegen. IBM’s auf den Namen „Watson“ getaufter Super-Computer gewinnt sogar Spielshows – und nicht nur das: bei vielen medizinischen Diagnosen überragt er die humane Konkurrenz. Rund 70 Prozent aller Finanzgeschäfte werden jetzt schon durch autonome Computeralgorithmen getätigt, warum sollten dann nicht auch selbstfahrende Autos unsere Fahrkünste in den Schatten stellen können?
In diesem Punkt herrschen bei vielen jedoch noch Zweifel. So hat die Hälfte der Deutschen Angst davor, sich in ein selbststeuerndes Fahrzeug zu setzen, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov ergab. Während das Gros der Nutzer den smarten technischen Geräten im Home-Consumer Bereich Vertrauen schenkt und es Ihnen, solange die Anwendung funktioniert, letztendlich egal ist, ob die Wasch-, Spül- oder Kaffeemaschine von einem Roboter bedient wird, ist die Furcht vor technischem Versagen bei selbstfahrenden Autos sehr hoch. Vorfälle, wie der Unfall mit Todesfolge, bei dem ein vom Computer gesteuertes Tesla Fahrzeug mit einem Lkw-Anhänger zusammengestoßen war, verstärken zudem existierende Vorbehalte. Laut einer Bitkom Studie zum Thema autonomes Fahren haben 63 Prozent Angst vor technischen Problemen und 61 Prozent sorgen sich, dass ein solches Fahrzeug gehackt werden könnte. Schnittstellen und Zugriffsmöglichkeiten auf Fahrzeuginterne Steuergeräte – insbesondere für sicherheitskritische Funktionen – sind hier besonders gefährdet und benötigen einen speziellen, starken Zugriffsschutz. Einig ist man sich auch, dass sowohl ethische als auch juristische Fragen zunächst durch die Politik und Gesellschaft diskutiert und geregelt werden müssen, bevor das autonome Fahren Realität werden kann. Dabei ist die juristische Frage wem die Schuld gegeben würde, wenn ein Fahrer bei einem sich androhenden Unfall einfach auf „ automatisiertes Fahren“ umschaltet vermutlich einfacher zu beantworten als welchem Leben der Computer bei einer unvermeidbaren Kollision Vorrang geben soll. Das Letzteres uns an unsere moralische Grenzen bringt, kann jeder selbst beim Online- Experiment „ Moral Machine“selbst nachempfinden.
Fazit :
Völlig autonome Autos im normalen Straßenverkehr zu betreiben, erweist sich momentan noch als schwieriger als gedacht – bislang muss immer ein Mensch die Aufsicht behalten. Paradoxerweise könnte es im hochregulierten Luftraum über der Stadt tatsächlich einfacher sein, ein Gefährt ohne Fahrer zu betreiben, als unten auf der Straße. So kündigte Dubai, der Wüstenstaat der Luxussuperlative, auf der kürzlich zu Ende gegangenen Computermesse CES an, ab Sommer 2017 Drohnentaxis des chinesischen Herstellers Ehang einzusetzen und möchte eigenen Angaben zufolge bis 2030 ein Viertel aller Verkehrsmittel ohne menschliche Fahrer betreiben.
Das zeigt, dass trotz aller Bedenken – egal ob technisch oder moralisch – die Zukunft in der Weiterentwicklung der vernetzten Mobilität und im Angebot von neuen Mobilitätsdiensten liegt. Gerade Deutschland, das in der Automobilbranche eine Schüsselfunktion hat, darf bei Themen wie der Vernetzung von Verkehrsmitteln und selbstfahrenden Fahrzeugen nicht den Anschluss verpassen und muss den Aufbau digitaler Infrastrukturen im Verkehrsumfeld vorantreiben. Doch es fordert noch nicht einmal den berühmten Blick in die Glaskugel, um vorherzusagen, dass findige, böswillige Hacker Angriffsvektoren identifizieren und Schwachstellen ausnutzen werden. Es wird missbräuchliche IT-Angriffe auf Fahrzeuge und vernetzte Infrastrukturen wie Ampeln und Straßenschilder geben und es wird auch zu Fehlfunktionen in den Fahrassistenzsysteme kommen – geschieht dies zu häufig, wird dies die Akzeptanz des vernetzten und autonomen Fahrens beim Verbraucher äußerst negativ beeinflussen.
Es ist daher nicht überraschend, dass das Thema IT in der Automobilindustrie in den letzten Jahren massiv an Bedeutung gewonnen hat – bis 2020 entfallen 60 Prozent aller neuen Jobs im Bereich Forschung & Entwicklung in Automobilindustrie auf IT-Spezialisten. Momentan beschäftigen die F&E-Abteilungen der deutschen Autobauer etwa 16.000 IT-Spezialisten. Am Ende des Jahrzehnts werden es der PwC-Prognose zufolge schon 19.000 sein. Die Autoindustrie hat erkannt, dass das Know-How der IT-Spezialisten, die seit Jahrzehnten Systeme auf deren Datensicherheit prüfen, eventuelle Schwachstellen identifizieren und Sicherheitsarchitekturen entwickeln, absolut notwendig ist, um möglichst viele kritische Aspekte der durch die IT-getriebenen Themen wie „connected car“ und „autonomes Fahren“ von Beginn an zu berücksichtigen. Und die Automobilbranche ist nicht die einzige Branche die sich im Zuge der Digitalen Transformation auch mit Sicherheitsfragen auseinandersetzen muß…